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Unterwegs

If you’re going to San Francisco … (Teil 2)

Nach­dem wir im ers­ten Teil unse­res gro­ßen San-Fran­cis­co-Rei­se­füh­rers „Cocoa And Books“ ein wenig Shop­pen waren (und dabei so tol­le Läden wie Fox Hard­ware, sämt­li­che Luxus-Kauf­häu­ser am Uni­on Squa­re und den gan­zen Tou­ris­ten­ramsch am Fisherman’s Wharf uner­wähnt gelas­sen haben), wol­len wir uns nun ein wenig um das leib­li­che Wohl in der schöns­ten Stadt der Welt küm­mern.

Teil 2: Knei­pen und Restau­rants

Erwar­ten Sie von mir kei­ne Bespre­chun­gen kuli­na­ri­scher Tem­pel – dafür habe ich viel zu wenig Ahnung, die geschätz­ten Autoren von Go to Rio dafür umso mehr. Hier und jetzt soll es um Ambi­en­te, Ori­gi­na­li­tät und Satt wer­den gehen. Und das geht so:

Mario's Bohemian Cigar Store in San Francisco, CA
Mario’s Bohe­mi­an Cigar Store (566 Colum­bus Ave­nue)
In North Beach im Nord­os­ten der Halb­in­sel leben vie­le Ita­lie­ner – ent­spre­chend groß ist auch die Aus­wahl an ita­lie­ni­schen Restau­rants aller Preis- und Qua­li­täts­klas­sen. „Mario’s“ hat nicht nur eine her­vor­ra­gen­de Lage (direkt am Washing­ton Squa­re), son­dern auch die bes­ten Sand­wi­ches der Welt: beleg­tes Foc­ac­cia, frisch belegt und auf­ge­ba­cken.
Der Laden hat ein sehr char­man­tes, sehr ita­lie­ni­sches Flair, das auch nicht dar­un­ter lei­det, wenn aus den Boxen mal Reg­gae­mu­sik läuft, und sogar die win­zi­ge Gäs­te­toi­let­te soll nicht uner­wähnt blei­ben – eben­so wenig wie die Zapf­an­la­ge für Soft­drinks, bei der alle Limo­na­den aus dem glei­chen Schlauch kom­men, was mich seit unge­fähr 14 Jah­ren schwer beschäf­tigt.

Bran­dy Ho’s Hun­an Food (217 Colum­bus Ave­nue)
Die Geschich­te chi­ne­si­scher Restau­rants ist eine Geschich­te vol­ler Miss­ver­ständ­nis­se – zumin­dest, wer sol­che Läden in Deutsch­land besucht, muss zwangs­läu­fig zu der Ansicht kom­men, dass sie immer im ers­ten Stock lie­gen, schlecht besucht sind und zwi­schen rie­si­gen Por­zel­lan­va­sen Schnod­der­ar­ti­ge Spei­sen ser­viert wer­den.
Nichts davon trifft auf „Bran­dy Ho’s“ zu (außer viel­leicht das mit den Vasen): die klei­ne Imbiss­ket­te mit zwei Filia­len in der Stadt wirbt mit ihrem völ­lig glut­amat­frei­en Essen, des­sen fri­sche, aber blitz­schnel­le Zube­rei­tung man selbst beob­ach­ten kann, wenn man sich an die The­ke setzt.
Mit­ten im Finan­cial Dis­trict ist vor allem der Mit­tags­tisch ein Ren­ner (und ein preis­wer­ter dazu), aber unter der Woche kann man bis Mit­ter­nacht vor­bei­kom­men und ein lecke­res Essen ein­neh­men, das mög­li­cher­wei­se etwas mehr mit tra­di­tio­nel­ler chi­ne­si­scher Küche zu tun hat als der Schnod­der in Deutsch­land.

Walz­werk (381 South Van Ness Ave­nue)
Okay, es ist eine berech­tig­te Fra­ge: War­um soll­ten Sie in einer ame­ri­ka­ni­schen Metro­po­le, in der es tau­sen­de Restau­rants jed­we­den regio­na­len Ursprungs gibt, aus­ge­rech­net ein deut­sches Restau­rant auf­su­chen? Die Ant­wort lau­tet: Weil es sich lohnt.

Genau­ge­nom­men ist es auch kein deut­sches Restau­rant, son­dern ein ost­deut­sches, denn die gesam­te Innen­ein­rich­tung ist stark von der DDR geprägt. „Ost­al­gie“ wür­de man das in Deutsch­land nen­nen und die Nase rümp­fen. Im Walz­werk kann man all das essen, was man in hei­mi­schen Restau­rants irgend­wie nie bestel­len wür­de (weil es doch immer noch so einen neu­en, net­ten klei­nen Ita­lie­ner ums Eck gibt): Sau­er­bra­ten, Wie­ner Schnit­zel oder das „Fisch­lein des Tages“.
Obwohl das Publi­kum zu etwa 80% aus Exi­lan­ten besteht und man hier ohne Eng­lisch­kennt­nis­se erstaun­lich weit kommt, essen hier auch vie­le Ame­ri­ka­ner und bekom­men plötz­lich ein Deutsch­land­bild ver­mit­telt, das nichts mit Hit­ler, grö­len­den Fuß­ball­fans und Ange­la Mer­kel zu tun hat, son­dern mit schö­ner Haus­manns­kost.
Wenn Sie das „Walz­werk“ besu­chen: Bestel­len Sie Chris­tia­ne und Isa­bell schö­ne Grü­ße von mir!

The Utah in San Francisco, CA
Hotel Utah Saloon (500 4th Street)
Zuge­ge­ben: das Essen im „Hotel Utah“ habe ich nie pro­biert. Aber allein zum Trin­ken lohnt sich ein Besuch in die­ser Bar, für deren prä­zi­se Umschrei­bung das ver­ges­se­ne Adjek­tiv „urig“ mit aller Wucht an die Türe klopft.
Fast jeden Abend tre­ten zwei bis vier Musi­ker auf (Mon­tags gibt es ein Open Mic) und ich hege den Ver­dacht, dass eini­ge der Hotel­gäs­te seit meh­re­ren Jahr­zehn­ten in ihren Zim­mern woh­nen (und jeden Abend an der The­ke sit­zen).
Spä­tes­tens jetzt soll­ten wir natür­lich die Fra­ge klä­ren, wel­ches Bier man am Bes­ten trin­ken soll­te (allein in Cali­for­nia gibt es angeb­lich mehr Braue­rei­en als in ganz Deutsch­land): Ich emp­feh­le da ger­ne „Sier­ra Neva­da Pale Ale“ oder eine der vie­len Sor­ten „Anchor Steam“. Bei­des hat nichts mit Bud­wei­ser, Corrs oder Mil­ler Light zu tun, die das Bild von ame­ri­ka­ni­schem Bier in der gan­zen Welt … nun ja: geprägt haben.

South Park Cafe (108 South Park Street)
Im klei­ne South Park (zwi­schen Muse­um of Modern Art, Base­ball-Sta­di­on und den Lan­dungs­brü­cken am Embar­ca­de­ro gele­gen) gibt es jede Men­ge klei­ner Restau­rants und Bis­tros. Mit­tags ist hier im Zen­trum der Kul­tur- und IT-Indus­trie von South of Mar­ket die Höl­le los, abends wird es etwas ruhi­ger.
Im South Park Cafe bekommt man geho­be­nes Bis­tro-Essen zu fai­ren Prei­sen (wir spre­chen hier immer­hin von San Fran­cis­co und den­ken Sie mal an den Dol­lar­kurs!), ich wür­de das gegrill­te Steak in Rot­wein­sauce mit Pom­mes Fri­tes emp­feh­len, aber die seit Jah­ren unver­än­der­te Kar­te bie­tet noch ein biss­chen mehr Aus­wahl – wenn auch zum Glück nicht so viel, dass einem die Ent­schei­dung unmög­lich gemacht wür­de.

Coming up next: (Ach, da fehlt uns noch ’ne Über­schrift)