Kategorien
Politik

Der russische Bärbeiß

Vor­ges­tern erst schaff­te unser guter Freund Wla­di­mir Putin sei­nen ehe­dem tap­si­gen Vor­gän­ger unter die Erde, dem des­sen Eltern den Namen einer fran­zö­si­schen Wod­ka-Sor­te gege­ben hat­ten. Und heu­te sorgt er wie­der für gro­ßen Spaß und Erin­ne­run­gen an den Kal­ten Krieg.

Ihr wisst nicht, was das ist? Tun wir also mal für einen Moment so, als gäbe es die Wiki­pe­dia nicht: Damals, als die Mau­er noch stand und dafür sorg­te, dass die einen Deut­schen Bana­nen essen und BILD lesen konn­ten und die ande­ren Deut­schen nicht, hat­ten die USA noch einen eben­bür­ti­gen Feind. Die Sowjet­uni­on, hier­zu­lan­de auch ger­ne UdSSR abge­kürzt und unsterb­lich im gewor­den Beat­les-Song „Back in the USSR“, hat­te die glei­che Unmen­ge an ABC-Waf­fen (die Kla­mot­ten, die Geor­ge Dab­bel­juh angeb­lich im Irak fin­den woll­te) wie die USA. Und weil die Amis schon damals nur dann Krieg spie­len woll­ten, wenn sie sicher waren, dass sie gewin­nen wer­den und nicht even­tu­ell doch eine Atom­ra­ke­te aufs Haupt bekom­men, mach­ten sie mit den Sowjets eine Art Rasen­schach. Nur ohne Rasen und ohne Schach. Man teil­te die Welt in Blö­cke auf und ver­such­te über­all dort, wo man sich noch kei­nem Block zuge­hö­rig fühl­te, mit Spio­na­ge, Sabo­ta­ge und sons­ti­gen Saue­rei­en Fak­ten zu schaf­fen. „Der Feind mei­nes Fein­des ist mein Freund“, hieß es damals. Alt­mo­disch, gell?

Nun will Putin also wie­der Kal­ter Krieg spie­len. Oder wenigs­tens die Abrüs­tung aus­set­zen. Das sorgt für Sor­gen­fal­ten in Brüs­sel, wo mitt­ler­wei­le sogar ehe­ma­li­ge Sowjet­re­pu­bli­ken mit uns West­lern spie­len, weil Abrüs­tung doch so wich­tig ist. Lus­ti­ger­wei­se bekommt aber die NATO ihre eige­nen Abrüs­tungs­selbst­ver­pflich­tun­gen selbst nicht so recht auf die Rei­he. Und dann wun­dert man sich, wenn die Rus­sen auch nicht wei­ter machen? Bit­te sehr.

Natür­lich gibt’s auch wie­der den übli­chen Dünn­schiss aus Washing­ton, wo man nach neu­er Vor­ga­be „Wer nicht Feind mei­nes Fein­des ist, ist auch mein Feind“ denkt. Con­do­leez­za Rice lässt irgend­wer Sachen sagen wie, dass rus­si­sche Beden­ken gegen ein paar Rake­ten in ihrem Vor­gar­ten „ein­fach aber­wit­zig“ sei­en. Sie hät­te wohl auch kein Pro­blem damit, wenn jemand ein paar Minen auf ihrer Veran­da instal­liert. 

Die ein­zi­gen ver­nünf­ti­gen Gedan­ken hat­te mal wie­der Bun­des­au­ßen­stein­mei­er Frank-Wal­ter: „Die Nach­rich­ten des heu­ti­ges Tages waren kein Ver­gnü­gen.“ Aber sowas von.