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„Ich mag es, die Leute zu überraschen“:
Ein Interview mit Darren Jessee von Hotel Lights

Darren Jessee (Foto: Deborah Francis)

Dar­ren Jes­see ist der Sän­ger, Song­wri­ter und Gitar­rist von Hotel Lights deren zwei­tes Album „Fire­cra­cker Peo­p­le“ in den USA im spä­ten August erschie­nen ist. Er war so freund­lich, mei­ne Fra­gen per E‑Mail zu beant­wor­ten:

Fan­gen mir mit dem Offen­sicht­li­chen an: auf der CD-Hül­le von „Fire­cra­cker Peo­p­le“ ist ein Auf­kle­ber, auf dem steht, dass Hotel Lights die neue Band des Frü­he­ren Ben-Folds-Five-Schlag­zeu­ger ist. Ben Folds Five haben sich vor acht Jah­ren auf­ge­löst, das ist län­ger her, als es die Band je gab. Inwie­weit magst Du es oder nicht, als „frü­he­rer Schlag­zeu­ger von Ben Folds Five“ bezeich­net zu wer­den?

Es macht mir nichts aus. Ich hab das alles akzep­tiert. Hotel Lights hat auch vie­le jun­ge Fans, die nie Ben Folds Five gehört haben. Aber die Leu­te reden da gar nicht so häu­fig drü­ber.

Ein Song auf dem neu­en Album ist „Ame­lia Bright“, der im Jahr 2000 bekannt wur­de als einer der drei letz­ten neu­en Songs von Ben Folds Five. War­um hat es so lan­ge gedau­ert, bis der Song wie­der auf­ge­taucht ist? Bedeu­tet er Dir so viel wie vie­len Ben-Folds-Five-Fans?

Alsi ich mit Hotel Lights anfing, woll­te ich nicht, dass es so aus­sieht, als wür­de ich aus mei­ner Ver­bin­dung zu Ben Folds Five Kapi­tal schla­gen wol­len. Es war mir wich­tig, mein ers­tes Album ohne irgend­wel­che alten Songs zu machen. Nach eini­ger Zeit konn­te ich mich wie­der an „Ame­lia Bright“ her­an­wa­gen und ich stell­te fest, dass ich die­ses Lied wirk­lich für mich auf­neh­men woll­te. Als ich es geschrie­ben habe, hat­te ich kei­ne Idee, das Ben es ein paar mal sin­gen wür­de.

Ich bin mir nicht sicher ob es vie­le Leu­te gibt, die den­ken, „Ame­lia Bright“ sei ein Ben-Folds-Five-Song. Ich den­ke das nicht. Es ist ein Dar­ren-Jes­see-Song und ich bin glück­lich, dass die Leu­te dar­über begeis­tert sind, aber ich ver­su­che nicht, Ben-Folds-Five-Fans zufrie­den­zu­stel­len, indem ich das Lied auf­neh­me. Ich woll­te nur das Lied sin­gen, das ich für mein neu­es Album geschrie­ben hat­te.

Dein Bild ist auf dem Album­co­ver. Bist Du Hotel Lights? Wer ist sonst noch Hotel Lights?

Hotel Lights ist, was auch immer ich es sein las­sen will. Ich habe nur Spaß und tue, was ich auf­re­gend fin­de. Im Moment wer­de ich beglei­tet von Al Wea­ther­head von Spark­le­hor­se, Mike Cruz vom Wil­co-Neben­pro­jekt Autumn Defen­se, und Jay Brown und Zeke Hut­chins aus Tift Mer­ritts Band.

Darren Jessee (Foto: Deborah Francis)„Fire­cra­cker Peo­p­le“ ist das zwei­te Album, in der Zwi­schen­zeit hast Du eine EP her­aus­ge­bracht. Sind da noch ande­re For­ma­te, mit denen Du auf­war­ten könn­test?

Ich habe ein paar Ideen für anders klin­gen­de Alben. Ich mag es, die Leu­te zu über­ra­schen. Aber letzt­end­lich will ich nur mir gegen­über auf­rich­tig sein und in mei­nem Kopf Songs schrei­ben. Soll­te ich ein Dop­pel­al­bum auf­neh­men?

Was sind Dei­ne musi­ka­li­schen Ein­flüs­se, was für Musik hörst Du im Moment?

Das sind zu vie­le, um sie hier auf­zu­schrei­ben. Ich mag so vie­le Sachen. Eini­ge mei­ner aktu­el­len Favo­ri­ten sind James Yorks­ton und Richard Haw­ley.

Im Titel­song des Albums singst Du „We’­re all fire­cra­cker peo­p­le /​ Going off all the time“. Was sind fire­cra­cker peo­p­le [Feu­er­werks­kör­per-Leu­te]?

Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich moch­te, wie die Wör­ter zusam­men klan­gen. Aber ich glau­be, Fire­cra­cker Peo­p­le sind wir alle. Was Du heu­te anfängst, ist so viel näher dran, mor­gen fer­tig zu sein. Außer­dem die Idee von Leu­ten, die die Geduld ver­lie­ren oder einer Lau­ne fol­gen, das pas­siert jeden Tag. Die­ses Leben ist so wun­der­voll und mys­te­ri­ös.

Du nutzt die MySpace-Sei­te von Hotel Lights anstel­le einer Home­page, jeder der will kann Dir eine E‑Mail schrei­ben. Inwie­weit hat das Inter­net Dei­ne Art ver­än­dert, mit Fans zu kom­mu­ni­zie­ren?

Ich bin froh, mit Fans zu reden. Ich den­ke, das ist gut für Inde­pen­dent-Künst­ler. Ich bin nicht so gut im E‑Mail-Schrei­ben wie ande­re Bands, aber das liegt dar­an, dass ich nicht den gan­zen Tag an mei­nem Com­pu­ter sit­zen will. Es ist auch eine ande­re Mög­lich­keit für mich, mei­ne Alben bekannt zu machen.

Die Plat­ten­fir­men bekla­gen sich heut­zu­ta­ge sehr viel über ihre sin­ken­den Ver­kaufs­zah­len. Du hast die gol­de­nen Tage der Major-Fir­men in den Neun­zi­gern mit­er­lebt, Hotel Lights ver­öf­fent­li­chen ihre CDs auf einem klei­ne­ren Indie­la­bel. Wie nimmst Du die­se Ver­än­de­run­gen in der Musik­in­dus­trie wahr?

Nun ja, mei­ne Alben wer­den nicht in Euro­pa ver­öf­fent­licht. Ich wün­sche echt, sie wür­den es. Ich wür­de gern mehr tou­ren und da ist nicht sehr viel Geld bei Bar/​None Records, um mei­ne Musik zu ver­mark­ten. Es ist frus­trie­rend, aber ich hof­fe, wei­ter­schrei­ben zu kön­nen und eines Tages viel­leicht auch ein Label in Deutsch­land zu fin­den!

Also besteht die Mög­lich­keit, dass Du eines Tages ein paar Kon­zer­te in Deutsch­land spielst?

Ich wür­de es lie­ben. Ich wür­de es wirk­lich gut fin­den.