Kategorien
Rundfunk Fernsehen

… as every year

Stellen Sie sich vor, Sie sind Redakteur bei einem Boulevardmagazin, einer Tageszeitung oder einem beliebigen Formatradiosender.

Ja, das ist schon schlimm, aber jetzt kommt’s: Stellen Sie sich bitte weiter vor, Sie haben sich wieder mal zu spät um die Urlaubsplanung gekümmert und wissen jetzt schon, dass Sie im kommenden Jahr “zwischen den Jahren” arbeiten müssen – also in der extrem langweiligen Zeit zwischen Weihnachten und Silvester, in der außer riesigen Naturkatastrophen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen eigentlich nie was passiert.

Damit Sie das Programm irgendwie gefüllt kriegen, gibt Ihnen das Dienstleistungsblog Coffee And TV schon jetzt eine kleine Liste mit Themen an die Hand, die Sie während der nächsten 361 Tage abarbeiten können:

  • Geschenke umtauschen: Schicken Sie einen Reporter in ein beliebiges Kaufhaus und lassen Sie ihn von Gutscheinen und Umtauschaktionen faseln. Wichtig: Klischeegemäß Socken, Krawatten, o.ä. erwähnen!
  • Abnehmen: Alle Menschen werden über Weihnachten dick. Warum weiß kein Mensch. Glauben einem aber eh alle unbesehen. Experten (Arzt, Ernährungswissenschaftlerin, Harry Wijnford) vor die Kamera zerren. Evtl. während einer der diversen Preisverleihungen schon mal Prominente nach Abspecktipps fragen (dabei dringend auf mögliche Schleichwerbung achten!!!!1).
  • Feuerwerk: Ist urst gefährlich. Schaufensterpuppen in die Luft sprengen, Feuerwehr oder Pyrotechniker interviewen. Wichtig: Vor osteuropäischen Produkten warnen (haben kein Prüfzeichen).
  • Vorsätze fürs neue Jahr: Prominente (Preisverleihung, s.o.) oder Straßenumfrage. Obskure Statistiken einbringen. Experte: Schwierig. Vielleicht Pete Doherty o.ä.
  • Das wird anders: Neue Münzen, Steuersätze, Gesetze, Verordnungen. Kann man einen Tag von leben. Straßenumfragen bei benachteiligten Minderheiten (Steuerzahler, Raucher, etc.) nicht vergessen!
  • Silvesterfeier: So feiert Promi XY oder Ihre Nachbarin. Zwecks Abwechslung auch an Exoten denken (s. Blanco, Roberto; Cordalis, Costa; Farrag, Nadja Abd El; Baffoe, Liz). Gut kombinierbar mit:
  • Rezepte: Kochen geht immer, besonders zu Silvester. Opener: Schnittbilder von Raclette, Fondue, Karpfen blau (s. Archiv).
  • Hausmittel gegen Kater: Prominente (s.o.), Straßenumfrage, Arzt, Apothekerin, etc. Wichtig: In der Anmoderation den Moderator von “meiner Oma” erzählen lassen.
  • Dinner For One: Läuft zum xy. Mal. Prominente erzählen oder nachspielen lassen, gut mit Quiz (Sitzordnung!!!1) kombinierbar. Auf alle Fälle darauf hinweisen, dass der Sketch in England “völlig unbekannt” ist (geht auch als Aufhänger, dann GB-Korrespondenten frühzeitig um eine alberne Straßenumfrage bitten).

Alternativ könnten Sie natürlich auch den Krempel von diesem Jahr wiederholen. Oder den vom letzten Jahr. Oder vom vorletzten …

Kategorien
Musik

Hörsturz 2008

Wir befinden uns in dem Zeitraum, den Menschen, die auch vor Formulierungen wie “zum Bleistift” oder “ich bin niemand, der sich hinstellt und sagt …” nicht zurückschrecken, als “zwischen den Jahren” bezeichnen würden. Für mich ist dies immer eine Zeit höchster nervlicher Belastung, was nur zu einem geringen Teil daran liegt, dass ich auf das Jahr und seine zahlreichen Rückschläge und Niederlagen zurückschauen muss, und zu einem großen Teil daran, dass ich mich selbst zwinge, alberne Listen mit den besten Songs und Alben des Jahres zu erstellen.

Diese werden erfahrungsgemäß noch ein wenig auf sich warten lassen (und fünf Minuten nach Veröffentlichung als völlig falsch und ahnungslos verworfen werden), aber eine andere Liste kann ich ja schon mal aus dem Handgelenk schütteln: das Worst Of. (Falls zufälligerweise Ihr Lieblingssong dabei sein sollte: Die Liste ist natürlich streng subjektiv und meine Hits des Jahres werden Ihnen bestimmt auch nicht gefallen.)

Mein Problem bei der Benennung der schlimmsten Songs des Jahres ist aber folgendes: ich höre (außer an Spieltagen der Fußballbundesliga) kein Formatradio. Die meisten Songs der Jahrescharts sind mir (zumindest dem Titel nach) unbekannt und “I Kissed A Girl” habe ich einfach nicht oft genug gehört, um das Lied von “nett” auf “scheiße” runterzustufen.

Dass es trotzdem ein paar Songs geschafft haben, mir negativ aufzufallen, spricht also definitiv gegen sie:

5. Leona Lewis – Run
Nein, ich hätte es erstmal nicht für möglich gehalten, dass es möglich wäre, einen Snow-Patrol-Song zu überfrachten. Normalerweise gibt die Band selbst ja schon alles, um auf bis zu zehn Bono zu kommen. Aber was Gary Lightbody mangels Jodeldiplom nicht schafft, gelingt der “X Factor”-Gewinnerin Leona Lewis spätestens nach drei Minuten: sie singt eine für unzerstörbar gehaltene Nummer in Grund und Boden. Menschen, die solche Stimmen ertragen, ohne an die ganz großen Hackebeilchen im heimischen Messerblock zu denken, sind mir suspekt.
(Wie man trotz Castingshow, Überperformance und Orchester einen Song nicht kaputt kriegt, zeigt Alexandra Burke mit Leonard Cohens “Hallelujah” — andererseits kann man einen Song, der von alttestamentlichen Geschichten und Musiktheorie handelt, auch schwerlich übertreiben.)

4. Revolverheld – Helden 2008
Revolverheld. Ein Hurra-Deutschland-Fußball-Song. Natürlich: ein ganz billiges Opfer. Andererseits auch ein schönes Geschenk: man konnte das machen, was man als Deutscher eh fast immer macht (also sich für seine Herkunft schämen), und “Wir werd’n Europameister” war auch eine Fehlprognose. Wer sich mit den Sportfreunden Stiller, Revolverheld und Xavier Naidoo umgibt, spielt dann halt hinterher wie eine Mannschaft mit Michael Ballack, Miroslav Klose und Mario Gomez.

3. Britney Spears – Womanizer
Das Video … ach, sprechen wir nicht über das Video. Muss ja jeder selbst wissen, wie weit er sich erniedrigen lässt — vielleicht schreibt Frollein Spears ja nächstes Jahr noch für die “B.Z.”. Die Strophen versprechen ja auch noch einen durchaus netten Floorfiller, der zwar eher nach 2006 als nach 2008 klingt, aber halt was trotzdem funktionieren könnte. Nur hat irgendein Idiot im Studio vergessen, einen Refrain einzufügen (das ist der Teil des Liedes, der immer wieder kommt und den alle mitsingen können). Und eine Melodie, die über einen Umfang von drei Tönen nicht hinauskommt, müsste schon sehr catchy sein, um zu funktionieren. Die hier gewählte nervt leider nur.

2. Kid Rock – All Summer Long
Die Idee, einen der ausgelutschtesten Top-40-Radio-Songs zu samplen, könnte unter Umständen witzig sein — oder tierisch schief gehen. “Wir waren jung, haben viel getrunken und den Sommer durchgefeiert” ist ein Thema, mit dem man mich normalerweise (Bruce Springsteen, The Ataris, A) schnell begeistern kann. Aber – Entschuldigung – Kid Rock geht gar nicht und dieses Lied reitet so lange auf anderthalb netten Ideen rum, bis auch der letzte Kegelbruder mitschunkelt. Wenn sich Atze Schröder nächstes Jahr an “Marmor, Stein und Eisen bricht” vergriffe — es könnte kaum noch schlimmer sein.

1. Amy MacDonald – This Is The Life
Ja, ja: Pete Doherty und Fran Healy finden die Frau ganz toll. Aber ich kann mir nicht helfen: seit dem ersten Hören klingt “This Is The Life” für mich, als ob Dolores O’Riordan von den Cranberries den Ketchup-Song singt. Das ist so biederer Folkpop, dass meine Füße einschlafen, noch bevor sie den dumpf vor sich hin schnaufenden Beat aufnehmen können. Hätte ich einen eigenen Plattenladen, fänden Sie Amy MacDonald in dem Fach mit der Aufschrift “Musik für Menschen, die sonst keine Musik hören”.

Kategorien
Musik Digital

Auswärtsspiel: Einer der 100 besten Songs aller Zeiten

Nilz Bokelberg veröffentlicht in seinem Blog zur Zeit die definitive, unumstößliche Liste mit den 100 besten Songs aller Zeiten (keine Diskussion!). Vor einer Woche ging es los, inzwischen nähert er sich den Top 25.

Neben vielen anderen Bloggern durfte auch ich einen Beitrag zu dieser Liste liefern. Weil ich dieses kanonische “aller Zeiten” immer einige Wochen mit mir diskutieren muss (“Eleanor Rigby” oder “It’s All Over Now, Baby Blue”, “Bridge Over Troubled Water” oder “London Calling”?), habe ich lieber mein Lieblingslied genannt. Da dauert die Entscheidung meistens nur wenige Stunden.

Letztlich ist mein Beitrag für die Liste also “Such Great Heights” von The Postal Service. Warum ich das denke, können Sie bei Nilz lesen. Auf Platz 26.

PS: Nilz Bokelberg selbst wiederum hat heute einen Gastauftritt bei “Spiegel Online”, wo er sich an den Sendestart von Viva erinnert. Das ist vermutlich spannender als das, was ich über einen einzelnen Popsong zu schreiben habe.
PPS: Nilz Bokelbergs Nachname erzeugt bei mir immer eine gewisse Wehmut, weil es mich an den Bökelberg erinnert.
PPPS: Nilz Bokelberg hat mir schon öfter geschrieben, was für crazy Geschichten er über die Dinslakener Kultkneipe “Ulcus” kennt. Ich habe mittlerweile Grund zu der Annahme, dass er diese Geschichten mal von meinem Anwalt gehört haben könnte.

Kategorien
Digital Politik

Barack Obamas schlimme Folgen für die Weltpolitik

“Was können wir vom Wahlkampf von Barack Obama lernen?” hatte ein Delegierter auf dem Grünenparteitag den zu diesem Zeitpunkt noch designierten Parteivorsitzenden Cem Özdemir gefragt. Özdemir antwortete irgendwas Kluges, Abwartendes, von wegen das solle man jetzt nicht alles nachmachen und man müsse auch mal sehen und so …

“Ist eine Internet-Kampagne wie die von Barack Obama auch in Deutschland möglich?” hatte Markus Beckedahl schon kurz nach Obamas Wahlsieg gefragt und sowohl eine kurze (“Ja und Nein”), als auch eine lange Antwort darauf gegeben.

Aber wie das immer so ist: auf besonnene Politiker hören genauso viele Personen, wie längliche Blog-Einträge lesen — also kaum einer. Und so kommt es, dass die zweite bis dreißigste Reihe (so viele Sitzreihen hat das Bochumer Ruhrstadion, vielleicht bietet jemand mehr) der Politiker jetzt vor den Fettnäpfen Schlange steht, um auf eine neue Liste zu kommen.

Sie heißt:
“Yes, maybe we could try to, but come to think of it: we definitely can’t”

Los ging es mit diesem Meisterwerk:

Yes we can -  Klausurtagug der SPD Havixbeck

[via Jens]

Eine weitere gewagte Kombination aus Slogan und missglückter deutscher Sprache fand ich dann bei Facebook:

Wir machen's: Mit Heiko Maas, muss einer neuer Mann an die Spitze der saarländischen Landesregierung. Unterstützt Heiko Maas für Gute Arbeit, Faire Chancen und Neue Energie im Saarland.

Und den finalen Auslöser, die Nummer von einer TwitterSerie zu einer Blog-Serie zu machen (hoffentlich nicht), fand ich dann im Dinslakener Lokalteil der “Rheinischen Post”:

Dinslaken: 
Köse dreht Wansing-Wahlspot. Dinslaken (RP) Reportage am Montag "Wansing on Ice" hieß es am Sonntagmittag in der Dinslakener Eishalle. Dort drehte CDU-Bürgermeisterkandidat Heinz Wansing gemeinsam mit Regisseur Adnan Köse seinen Wahlwerbespot.

Der aufstrebende Lokalpolitiker Heinz Wansing hat sich vom Dinslakener Regisseur Adnan Köse (“Lauf um Dein Leben – Vom Junkie zum Ironman”) überreden lassen, einen Wahlwerbespot zu drehen, der ab Januar als zehnminütige Version auf seiner Homepage und später als Zweiminüter in der Dinslakener Lichtburg laufen soll.

Die “RP” zitiert den Regisseur wie folgt:

Man muss die neuen Medien nutzen. Mir gefällt seine Haltung und ich will mit dem Film erreichen, dass neben dem Politiker und Verwaltungsfachmann auch der private, der Mensch Heinz Wansing fokussiert wird.

Und wenn Sie jetzt fragen: “Ja, was sollen die armen deutschen Politiker denn jetzt machen, ohne dass Ihr Internet-Jungspunde Euch immer über deren Unbeholfenheit lustig macht?”, dann antworte ich mit meiner glockenklarsten Engelsstimme, die sonst für Familienbesuche und meinen Bankberater reserviert ist: “Politik!”

Kategorien
Print Politik

Unter Grünen: Obama on the rocks

Für jeden Obama-Verweis hier auf dem Grünenparteitag sollen wir einen Kiwilikör trinken, hat Kunar in den Kommentaren geschrieben. Bisher hält sich das in den Reden in Grenzen, aber diese Journalisten fordern uns einiges ab:

Grünen-Parteitag: Ein bisschen Obama

Grünen-Vorsitz - Cem Özdemir: Auf Barack Obamas Spuren

Heute kann er einen Sieg einfahren, der auch kein leichter war. Erstmals in der deutschen Geschichte würde das Kind einer türkischen Zuwandererfamilie eine Bundestagspartei führen. Und ganz ergriffen ziehen einige Grüne ernsthaft Parallelen zur Biografie des kommenden US-Präsidenten Barack Obama, weil der seine Kinderzeit auch außerhalb des Landes verbrachte, das er künftig regiert.

Cem Özdemir: Der Bonsai-Obama

Cem Özdemir soll Parteichef der Grünen werden: Ein Hauch von Obama

Und zum Schluss noch ein richtig knackiger Slogan von welt.de:

Parteien: Der Grüne Cem Özdemir ist kein Barack Obama

Beachten Sie für alle Parteitags-Beiträge bitte die Vorbemerkungen.

Kategorien
Print

New Radicals

Wer und was dieser Tage so alles radikal ist:

Kategorien
Politik

Ich wär wohl euer Präsident

So langsam bin ich mir nicht mehr sicher, ob die Partei “Die Linke” nicht vielleicht doch ein irres Langzeitprojekt von … sagen wir mal: Christoph Schlingensief ist. Heute jedenfalls hat sie den Schauspieler Peter Sodann als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vorgestellt. Warum auch nicht, den USA ging es unter Ronald Reagan ja auch ganz gut und auf einen Kandidaten mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an.

Als Wähler fragt man sich natürlich, warum es bei der Wahl für ein repräsentatives Amt, an der man selbst aktiv gar nicht teilnehmen darf, eine größere Auswahl an Alternativen gibt als bei der Wahl zum deutschen Regierungschef.

Sodann ist aber mitnichten der abwegigste Kandidat, der je Bundespräsident werden sollte, er reiht sich da nur ganz gut ein. Das Politik-und Geschichtsblog Coffee And TV fasst die schillerndsten Persönlichkeiten zusammen:

  • Heinrich Lübke (Präsident von 1959-1969) Auch wenn der berühmte Ausspruch mit den Negern offensichtlich Quatsch ist und der Mann schwer krank war, wird er doch am Ehesten als der “lustige” Präsident in Erinnerung bleiben.
  • Walter Scheel (Präsident von 1969-1974) Der Mann des Volkslieds, der im Fernsehen “Hoch auf dem gelben Wagen” gesungen hat.
  • Luise Rinser (Kandidatin 1984) Kaum durften die Grünen jemanden vorschlagen, taten sie es auch: In Form einer linkskatholischen Schriftstellerin, die sich einmal als “Freundin fürs Leben” von Gudrun Ensslin bezeichnet hatte. Hach, so was ging natürlich gar nicht!
  • Steffen Heitmann (Beinahe-Kandidat 1994) Helmut Kohl wünschte sich einen Ostdeutschen als Bundespräsidenten und fand ihn in Form eines erzkonservativen Fettnäpfchen-Springers. Als der nicht mehr haltbar war, bekamen wir Roman Herzog.
  • Hans Hirzel (Kandidat 1994) Vom Mitglied der “Weißen Rose” zum Republikaner: Ein typisch deutsches Leben halt.
  • Uta Ranke-Heinemann (Kandidatin 1999) Bundespräsidenten-Tochter, Papst-Kommilitonin, streitbare Theologin. Eine kluge Frau, die aus Gründen, die auch nicht wirklich nachzuvollziehen sind, als “die Frau im türkisen Kostüm” in die Geschichte eingehen wird.

Vielleicht sollten wir in diesem Zusammenhang doch die Aktion “Be My Kandidat” noch einmal aufwärmen …

PS: Die Überschrift ist natürlich wieder geklaut. Diesmal bei Jens Friebe.

Kategorien
Leben

Train In Vain

Seit 15 Jahren verkehrt zwischen den Hauptbahnhöfen von Bochum und Gelsenkirchen die Nokia-Bahn, deren wichtigste Haltestelle der Bahnhof Bochum-Nokia am Nokia-Werk in Bochum-Riemke ist.

Allein: Das Nokia-Werk gibt es nicht mehr, seit sich der finnische Handyhersteller spontan und unter Zahlung von Abfindungen aus der Stadt verabschiedet hat. Die Haltestelle und die Bahn-Linie der privaten Firma Abellio brauchen also einen neuen Namen, weswegen der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) einen Wettbewerb ins Leben gerufen hat, bei dem man seine Vorschläge einreichen kann.

Na, dann wollen wir doch mal anfangen:

  • BO-GE-n-Bahn (fährt ja zwischen Bochum und Gelsenkirchen und in einem schönen Bogen über das Bochumer Bermuda3eck)
  • Bermuda-Express (weil wegen Bermuda3eck; aus den Kommentaren bei den Ruhrbaronen)
  • Rimmelbahn (benannt nach RIM, der neuen Firma in den alten Nokia-Gebäuden; erfunden von Jens)
  • Blau-Weiß-Express (passt zwar schön zu den Erstligavereinen der beiden Städte, ist aber insofern albern, als die jeweiligen Stadien nur von Straßenbahnen angesteuert werden)
  • Urbahn (braucht ein bisschen länger, bis er zündet, wird sich aber bei Leuten, die in Restaurants namens “Ess-Bar” gehen, großer Beliebtheit erfreuen)
  • Truppenab-Zug (der heimliche Favorit der Partei “Die Linke”)
  • Western And Occidental Express (immerhin hält er in Bochum-West und die Zeit des Understatements muss im Pott endlich mal vorbei sein)
  • City Express (als Hommage an diese unfassbar schlechte ARD-Serie, die ich immer mit großer Begeisterung geschaut habe)
  • Starlight Express

Sehr cool wäre ja ein Coffee-And-TV-Express, aber ich fürchte, selbst wenn wir alle zusammenschmeißen, reicht das nicht aus.

Was meinen Sie?

[via Ruhrbarone]

Kategorien
Politik

Vergleichsweise originell

Der Nazi-Vergleich der Woche kommt von Helmut Schmidt, auch wenn es genau genommen keiner ist.

Der Altkanzler hatte der “Bild am Sonntag” gesagt:

Aber wir sehen jetzt in Amerika, wie ein junger Mann, Barack Obama, allein mit Charisma zu einer nationalen Figur wird. Dabei darf man nicht vergessen, dass Charisma für sich genommen noch keinen guten Politiker ausmacht. Auch Adolf Nazi war ein charismatischer Redner. Oskar Lafontaine ist es auch.

Zu sagen, dass drei verschiedene charismatische Redner “charismatische Redner” sind, macht den Absatz nicht zu einem Vergleich. Wenn Schmidt gesagt hätte: “Ich mag meine Frau. Auch Zigaretten mag ich. Die ‘Fünfte’ von Beethoven auch.”, hätte er ja auch nicht Loki mit einer klassischen Symphonie verglichen.

Allerdings gibt es da natürlich noch einen qualitativen Unterschied zwischen Hitler und Beethovens “Fünfter” — letztere ist nicht dafür bekannt, die Tötung von Millionen von Menschen geplant und fremde Länder überfallen zu haben. Zigaretten wiederum dürften, was die Opferzahlen angeht, sogar schlimmer als HitlerTM sein.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Hitlervergleiche sind nicht das schlimmste rhetorische Mittel, aber das langweiligste. Man kann alles und jeden mit Hitler vergleichen (schrieb der Mann, dessen Name mit “H” anfängt und mit “er” aufhört).

Das Dienstleistungsblog Coffee And TV präsentiert stattdessen eine Liste von Leuten, mit denen Schmidt Lafontaine hätte vergleichen können, wenn er ein bisschen origineller hätte sein wollen:

  • Erich Honecker Ebenfalls Saarländer mit Größenwahn und vorgeblich “sozialistischer” Partei.
  • Lyndon Larouche Neben dem frankophonen Namen eint die beiden, dass sie erfolglose Kandidaten für ihre jeweiligen Parteien (SPD und US-Demokraten) waren, dann beleidigt von dannen zogen und sich eine auf sie zugeschnittene Organisation mit merkwürdigsten Zielen aufbauten.
  • Kurt Beck Hätte sich auch besser nie in der Bundespolitik versucht.
  • Rudolf Scharping War auch mal Kanzlerkandidat der SPD, bevor er sich bei einem anderen Verein (Bund Deutscher Radfahrer) vollends lächerlich machte.
  • Wolfgang Schäuble Auch ein Berufspoltiker, der Opfer eines Attentates wurde und sich seitdem merkwürdig benimmt.
  • Kurt Georg Kiesinger War auch mal für dreieinhalb Jahre Vorsitzender einer großen Volkspartei.
  • Hiltrud Hensen Hat sich auch mal besser mit Gerhard Schröder verstanden.
  • Marcel Reich-Ranicki Ist auch kein Freund von Günter Grass.
  • Otto Lilienthal Hat die gleichen Initialen und wollte auch immer hoch hinaus.
  • Karl-Heinz Riedle Hat am gleichen Tag (nämlich heute) Geburtstag, nur in einem anderen Jahr. Riedle passt allerdings nicht so ganz, weil der auch Erfolge hatte (Weltmeister 1990).
  • Brunner & Brunner Haben auch einen Namen mit Wasserbezug.
Kategorien
Rundfunk

Die Models und die Schnüffler

Heute wäre ich wirklich gerne mal Mäuschen in den Räumen von ProSieben. Denn egal, wie gut die Quoten des großen Finales der dritten Staffel “Germany’s Next Topmodel” ausfallen werden: es wird diskutiert werden.

Seit Mitte April kursierte eine Liste, welche Kandidatin wann ausscheiden wird, im Internet zirkulierte. ((Zwar sind Wanda und Carolin nicht in einer Folge gemeinsam rausgeflogen, wie es die Liste prophezeit hatte, aber ich würde nicht ausschließen, dass der Sender die Zeit genutzt hat, um die letzten Episoden noch ein bisschen so umzuschneiden, dass die Liste wenigstens in diesem einen Punkt nicht ganz stimmte.)) Die Folgen, die in aller Welt und zuletzt in Los Angeles spielten, waren da wohl längst im Kasten.

Am 22. Mai schrieb die Berliner “B.Z.” dann (online nicht auffindbar):

Jetzt erfuhr B.Z.: Jennifer soll bereits für eine große TV-Zeitschrift fotografiert worden sein – als Siegerin!

Gegen diese Theorie spricht freilich, dass die drei verbliebenen Kandidatinnen meiner Meinung nach allesamt nicht über genug Schauspieltalent verfügen, um in der gestrigen Aufzeichnung so überrascht tun zu können.

Gestern um 18:17 Uhr stand dann aber bei dernewsticker.de, dass Jennifer das soeben aufgezeichnete Finale gewonnen hatte – dabei hatte man sich bei ProSieben offenbar noch die Mühe gemacht, eine automatisierte Verbreitung der Gewinnerin wie im letzten Jahr zu vermeiden.

Aber dann war da noch die offizielle ProSieben-Website zur Sendung, die nach dem gestrigen Finale für mindestens eine Stunde so aussah:

Lena Gercke ist Germany’s Next Topmodel

(Lena Gercke ist die Gewinnerin der ersten “Topmodel”-Staffel.)

Ansonsten bot der Abend mittelgute Unterhaltung in schwacher Qualität. Während die einzelnen Episoden von “GNTM” sonst nicht ganz lieblos produziert waren und mit dem einen oder anderen Augenzwinkern aufwarteten, wirkte das aufwändige Finale wie die dritte Stellprobe einer durchschnittlichen Samstagabendshow: die Bildregie war anscheinend nicht besetzt (Heidi Klum: “Jennifer, Du bist weiter!”, Schnitt auf – Janina), manche Schnitte waren so hart und offensichtlich, dass sie jedem Laien auffallen mussten. Dafür hatte man die schlimmsten Verhedderungen in Heidi Klums “Moderation” drin gelassen – nachdrehen wäre wohl auch schwierig geworden, denn so wie die Sendung klang und aussah, gab es kein Skript.

Kurzum: Das Finale, bei den meisten Castingshows ja eh das egalste, wirkte wie irgendein beliebiger offener Kanal, kostete aber vermutlich dessen Jahresetat. Dafür gab es ständig Werbung und – wenn gerade keine Werbung lief oder eingeblendet war – Hinweise auf die Volkswagen, die alle drei Finalistinnen mit nach hause nehmen durften.

Gerade im Bezug auf die ominöse Liste sollte sich ProSieben eine Lösung einfallen lassen, wie man ähnliches in der kommenden Staffel umgehen kann. Andererseits: Auch wenn ein Großteil der Zuschauer bereits vorher wusste, wer rausfliegen und wer gewinnen würde – es war trotzdem die erfolgreichste “Topmodel”-Staffel bisher.

[teilweise via Thomas Knüwer und jovelstefan]

Kategorien
Musik

Timbalandsmannschaften

Der Grand Prix ist vorbei und schon wird wieder diskutiert, dass das ja alles wieder eine “Ostblock-Verschwörung” gewesen sei, denn immerhin hat mit Russland schon das fünfte Land seit dem Jahr 2000 gewonnen, das früher hinter dem “eisernen Vorhang” lag. Auch bei Stefan geht es in den Kommentaren wieder rund.

Meine Theorie ist ja: Dima Bilan aus Russland hat gewonnen, weil sein “Believe” von Jim Beanz produziert wurde, einem Mitarbeiter von Timbaland.

Denn so beliebt waren die letzten von Timbaland produzierten Songs in Europa:

Nelly Furtado – Maneater
#1 in Bulgarien, Kroatien, Estland, Ungarn, Israel, Portugal, Polen, UK und der Schweiz
#2 in Dänemark, Lettland und Litauen
#3 in Österreich und Tschechien
#7 in Finnland
#9 in Belgien
#10 in den Niederlanden

Justin Timberlake feat. Timbaland – SexyBack
#1 in Deutschland, Irland, Norwegen und UK
#2 in der Schweiz
#3 in Belgien, Finnland und Italien
#4 in Portugal und Schweden
#5 in Österreich und den Niederlanden
#8 in Frankreich
#12 in Dänemark

Nelly Furtado feat. Timbaland – Promiscuous
#1 in Bulgarien, Kroatien, Estland, Ungarn, Israel, Rumänien und der Türkei
#2 in Dänemark, Litauen, Lettland, Polen und Portugal
#3 in Norwegen und UK
#4 in Finnland
#5 in Irland
#6 in Belgien, Deutschland und der Schweiz
#9 in den Niederlanden
#12 in Österreich

Justin Timberlake feat. T.I. – My Love
#1 in Bulgarien
#2 in Schweden, der Schweiz, UK, Deutschland und Irland
#5 in Finnland und den Niederlanden
#6 in Österreich
#7 in Portugal
#10 in Frankreich
#12 in Italien
#19 in Belgien

Nelly Furtado – Say It Right
#1 in Tschechien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Litauen, Lettland, Israel, Italien, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, der Slowakei, der Schweiz und der Türkei
#2 in Österreich und Norwegen
#6 in Russland
#10 in UK
#11 in Schweden
#12 in Irland
#13 in Griechenland

Justin Timberlake – What Goes Around… Comes Around
#2 in Portugal
#3 in Bulgarien und Finnland
#4 in UK
#5 in Österreich, Frankreich, Deutschland, Schweden und der Schweiz
#6 in Irland und den Niederlanden
#7 in Norwegen
#8 in Belgien
#15 in Dänemark
#19 in Italien

Nelly Furtado – All Good Things (Come To An End)
#1 in Österreich, Belgien, Tschechien, Kroatien, Deutschland, Ungarn, Israel, Italien, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Slowenien, Spanien, der Schweiz
#2 in Estland
#3 in der Türkei
#4 in UK
#5 in Schweden
#6 in Frankreich
#8 in Irland

Timbaland feat. Nelly Furtado and Justin Timberlake – Give It To Me
#1 in Bulgarien, Lettland und UK
#2 in Dänemark, Israel und Irland
#3 in Österreich, Deutschland, Portugal und der Türkei
#4 in Belgien und Norwegen
#5 in Russland
#6 in Tschechien, Finnland und der Schweiz
#7 in Frankreich und den Niederlanden
#8 in Italien
#21 in Schweden

Timbaland feat. Keri Hilson & D.O.E. – The Way I Are
#1 in Bulgarien, Dänemark, Irland, Israel, Norwegen, UK, Polen und der Türkei
#2 in Belgien, Frankreich und Schweden
#3 in den Niederlanden und der Schweiz
#4 in Österreich, Finnland
#5 in Deutschland, Russland

OneRepublic – Apologize
#1 in Österreich, Bulgarien, den Niederlanden, Deutschland, Italien, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, der Schweiz, der Türkei und der Ukraine
#2 in Irland, Israel, Belgien, Tschechien, Dänemark, Rumänien und Russland
#3 in UK
#4 in Finnland
#7 in Frankreich

Madonna feat. Justin Timberlake and Timbaland – 4 Minutes
#1 in Belgien, Bulgarien, Dänemark, den Niederlanden, Finnland, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Irland, Israel, Italien, Norwegen, Polen, Spanien, der Schweiz, der Türkei, der Ukraine und UK
#2 in Österreich, Frankreich und Schweden
#3 in Rumänien und der Slowakei

Wer (wie die meisten Zuschauer) 25 Songs erstmalig hört, wird sich vermutlich am ehesten an diejenigen Beiträge erinnern (und für sie abstimmen), die ihm diffus bekannt vorkommen. Dafür spricht auch, dass der griechische Beitrag, dessen Beats ebenfalls nach Timbaland klangen (auch wenn der daran nicht beteiligt war), immerhin Dritter geworden ist.

[Quellen: Wikipedia und αcharts.us]

Kategorien
Musik

Ella, ella, eeh

Im Frühjahr 2007 erschien “Umbrella”, die erste Single aus dem dritten Album von Rihanna. Das zuvor semi-prominente R’n’B-Sternchen wurde über Nacht zum Superstar und “Umbrella” der Hit des Jahres, der es auch auf meine Bestenliste schaffte.

Bereits im September berichtete NPR über die damals schon zahlreichen Coverversionen des Songs und fragte:

Can It Be Too Soon to Cover a Pop Song?

Seitdem dürfte eine knappe halbe Million weiterer Neuinterpretationen hinzugekommen sein, von denen ich Ihnen nun einige vorstellen möchte:

Tegan And Sara
Die kanadischen Indie-Pop-Zwillinge haben sich einige Male live durch den Song gekämpft. Nicht immer ganz textsicher, aber immer sehr schön.

Mandy Moore
Nachdem sie schon “Someday We’ll Know” der New Radicals nicht kaputt gekriegt hat, hat Popsternchen Mandy Moore “Umbrella” also in eine Ballade verwandelt. Klappt auch.

Marié Digby
Mein Favorit unter den Coverversionen: laid back und mit einem eigenen Ansatz.

Lillasyster
Die Tatsache, dass nicht mal eine skandinavische Prollmetalband das Lied kaputt kriegt, spricht doch deutlich für dessen Qualität.

Vanilla Sky
Die knuffigen Italo-Punkrocker, die schon ein spektakuläres Cover von Vanessa Carltons “A Thousand Miles” aufgenommen hatten, covern nicht nur den Song, sondern gleich noch das Video. Ich mag vor allem, wie das Lied im Refrain richtig losdüst. Den Durchbruch werden sie damit aber wieder nicht schaffen.

Plain White T’s
Noch eine Punkrock-Kapelle: Nach ihrer (wirklich sehr schönen) Ballade “Hey There Delilah” droht der Band der Ruf des one hit wonders. Vielleicht sollten sie diese Akustikversion zu einer Single ausbauen …

Biffy Clyro
Eigentlich klingt der Alternative Rock der drei Schotten ja ganz anders, aber in der “Live Lounge” von BBC Radio 1, wo der Song mitgeschnitten wurde, hat man ja schon alles an abwegigen Coverversionen erlebt.

Keith Urban & Carrie Underwood
Die Version ist uninspiriert as hell, aber die Stimmen haben doch einen gewissen Reiz.

Manic Street Preachers
Sogar die walisischen Kommunisten-Rocker ließen sich nicht davon abhalten, “Umbrella” für eine NME-Compilation zu covern. Immerhin haben sie als eine der ganz wenigen den grandiosen Beat (bei dem es sich übrigens um “Vintage Funk Kit 03” aus Garage Band handelt) zumindest ansatzweise beibehalten.

Rihanna & Klaxons
Na, das war doch mal was bei den Brit Awards am Mittwoch: Rihanna singt den Song halt immer noch am Besten, während Klaxons im Hintergrund “Golden Skans” und “It’s Not Over Yet” spielen. So haucht man dem Song auch nach fast einem Jahr noch mal neues Leben ein.

[via OliverDing in den Kommentaren und “Visions Newsflash”]