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Unterwegs Politik

Unter Grünen: New Aufmerksamkeitseconomy

Grünen-Parteitag in Erfurt

Ich fürchte, das Privatfernsehen und der Shuffle-Modus von iTunes sind schuld daran, dass meine Aufmerksamkeitsspanne immer kleiner wird. Bei Uni-Vorlesungen merke ich, wie nach ziemlich exakt 45 Minuten nur noch “Blubb, Blubb, Blubb” bei mir ankommt. Insofern sind Parteitage natürlich genau das richtige für mich.

Ich hatte mir wirklich Mühe gegeben und wollte zuhören, was die verschiedenen Rednerinnen und Redner zum Finanzmarkt zu sagen hatten. Und anfangs lief das auch noch ganz gut: Antragsteller Gerhard Schick verglich den “Wahnsinn” auf den Finanzmärkten mit dem Rinderwahnsinn vor acht Jahren. Er kritisierte Bundesfinanzminister Steinbrück (SPD) und schloss sich Reinhard Bütikofers Forderungen nach einem “Grünen New Deal” an. Kerstin Andreae wünschte sich gleich einen neuen Wirtschaftsminister, weil Michael Glos eine Aussetzung der Umweltabgaben für Firmen gefordert hatte.

Das nächste, was ich wieder mitbekommen habe, war der vorletzte Redner Fritz Kuhn, der “Scheiße bleibt Scheiße” sagte. Denn selbst wenn man sich auf die Reden der einzelnen Delegierten konzentriert, fehlt einem der Blick fürs große Ganze: man hätte sämtliche Anträge und Änderungsanträge lesen und verstehen müssen. Und auch da rächt sich wieder meine Aufmerksamkeitsspanne, die schon meine Juristen-Karriere zerstört hat: nach drei Absätzen steht da nur noch “Blubb, Blubb, Blubb”.

Anträge und Antragänderungsanträge (Auswahl)

Und sowas hier erinnert mich dann fatal an die Mathe- und Physikkurse meiner Schulzeit:

Änderungsantrag zu FM-01

Zeile 63-65 “Die Politik darf sich nicht scheuen” bis “handlungsunfähig werden lässt” streichen

Grundsätzlich kann man aber glaub ich vor der gleich folgenden Abstimmung zusammenfassen: Wer eine völlig frei vor sich hin wirtschaftende Finanzwelt will, ist bei der FDP wohl besser aufgehoben als bei den Grünen.

Beachten Sie für alle Parteitags-Beiträge bitte die Vorbemerkungen.