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Leben Unterwegs

Die schönsten Bahnstrecken Europas

Heu­te ist der Tag des Hirns. Und das kam so:

14:19 h: Ich ver­las­se Bochum bei strah­len­dem Son­nen­schein mit einem Regio­nal­ex­press. Ich bin bes­ter Din­ge und lese in der neu­en Vani­ty Fair (ich erken­ne jetzt schon ver­däch­ti­ges Run­ning-Gag-Poten­ti­al für die­se Zeit­schrift in die­sem Blog).
14:43 h: Ich kom­me in Duis­burg an, kau­fe mir am Bahn­steig eine Fla­sche Mez­zo­mix und war­te auf den nächs­ten Zug.
14:58 h: Die Regio­nal­bahn nach Wesel fährt ein. Nach dem Ein­stei­gen depo­nie­re ich mei­ne Rei­se­ta­sche in einer der Abla­gen, set­ze mich und löse die Sudo­kus in … einer Zeit­schrift.
15:19 h: Der Zug fährt in Dins­la­ken ein. Ich stei­ge aus, die Son­ne scheint, mein MP3-Play­er spielt „Ever­yo­ne Is Here“ von den Finn Brot­hers und ich gehe bes­tens gelaunt zu Fuß zu mei­nem Eltern­haus.
15:45 h: Ich errei­che mein Eltern­haus, begrü­ße mei­ne Geschwis­ter, gehe wie­der in mein Zim­mer und fra­ge mich, wo eigent­lich mei­ne Rei­se­ta­sche ist.
15:46 h: Ich rufe bei der Deut­schen Bahn AG an, las­se mich mit der zen­tra­len Ver­lust­stel­le ver­bin­den, schil­de­re mein Anlie­gen und die Tasche und bekom­me eine Vor­gangs­num­mer. Bil­der von gesperr­ten Bahn­stre­cken und mei­ner armen, gespreng­ten Rei­se­ta­sche zucken mir durch den Kopf.
16:39 h: Ich bin wie­der am Dins­la­ke­ner Bahn­hof, die Züge fah­ren noch. Also stei­ge ich in die Regio­nal­bahn nach Mön­chen­glad­bach ein, die nach Fahr­plan die glei­che (also der sel­be Zug) sein könn­te, in dem ich acht­zig Minu­ten zuvor mei­ne Tasche ver­ges­sen hat­te. Ich gehe den gan­zen Zug ab, fin­de aber kei­ne Tasche. Weil die Suche so ihre Zeit braucht, ist der Zug schon wie­der los­ge­fah­ren und ich kann erst in Ober­hau­sen-Hol­ten aus­stei­gen.
16:48 h: Ich neh­me die nächs­te Regio­nal­bahn (dies­mal ein offen­kun­dig ande­rer Wagen­typ) nach Dins­la­ken zurück.
17:01 h: Ich fra­ge am Schal­ter der Deut­schen Bahn in Dins­la­ken nach, was ich denn tun kön­ne. Der stets außer­ge­wöhn­lich freund­li­che Schal­ter­be­am­te, der wirk­lich mal öffent­li­che Erwäh­nung und Lob­prei­sung ver­dient hät­te, gibt mir die Num­mer der Leit­stel­le in Duis­burg.
17:05 h: Ich rufe in Duis­burg an. Dort ist eine Rei­se­ta­sche, auf die mei­ne Beschrei­bung passt, soeben als gefun­den gemel­det wor­den und wird in die­sem Moment – „Blei­ben­se ma grad dran!“ – dem Duis­bur­ger Bahn­hofs­per­so­nal aus­ge­hän­digt.
17:39 h: Ich neh­me die nächs­te Regio­nal­bahn nach Duis­burg.
18:01 h: Ich gehe zum Ser­vice­point im Duis­bur­ger Haupt­bahn­hof, mel­de mich, sehe mei­ne Tasche und muss nur noch auf­sa­gen, was sich dar­in befand, dann gehört sie wie­der mir.
18:20 h: Mit dem Gurt mei­ner Rei­se­ta­sche um die Füße gewi­ckelt fah­re ich mit dem nächs­ten Zug wie­der nach Dins­la­ken zurück.
18:40 h: Ich stei­ge zum drit­ten Mal am heu­ti­gen Tag am Dins­la­ke­ner Bahn­hof aus einem Zug und mache mich aber­mals auf den Weg zu mei­nem Eltern­haus.
19:10 h: Ich stel­le fest, dass die sechs DVDs aus der Tasche ver­schwun­den sind.

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Film

David Lynch auf Pilzen

Ein gan­zer Rat­ten­schwanz an fun facts über „Inland Empire“, das neue Werk von unser aller Kult­ver­wir­rer David Lynch, geis­tert durch das Inter­net. Dass es kein Dreh­buch gab, son­dern Lynch ein­fach vor jedem Dreh die Sze­ne schnell mal so schrieb. Dass dies Lynchs letz­ter Film sein wird. Dass die Sagen von Per­se­pho­ne, Ali­ce im Wun­der­land, „Der Zau­be­rer von Oz“ und „Shi­ning“ die „Hand­lung“ inspi­rier­ten.

Eine weni­ger lus­ti­ge Tat­sa­che ist die mit drei Stun­den epi­sche Lauf­zeit, und dass Lynch das DV-For­mat für sich ent­deckt hat. Mit einer Sony-Kame­ra aus dem Elek­tro­la­den um die Ecke kann Lynch natür­lich noch öfter über­le­bens­gro­ße, von Wahn­sinn ver­zerr­te Gesich­ter auf die Lein­wand brin­gen; und jede Men­ge Rei­sen unter­neh­men, meist durch die Psy­che sei­ner Haupt­fi­gur (Lau­ra Dern: Respekt mein Lie­ber!), dann aber auch ger­ne mal nach Polen, wo eben­falls ein Teil des Films spielt.

Konn­te man bei „Mul­hol­land Dri­ve“ oder „Lost High­way“ mit eini­ger Mühe noch einen Zusam­men­hang bzw. gar eine Erklä­rung für das Gese­he­ne fin­den, so ent­zieht sich „Inland Empire“ jeg­li­cher Logik. Man sieht sich ein­fach nur mit geball­ter Lynch-Power kon­fron­tiert: Skur­ril, wild und mit­un­ter ziem­lich gru­se­lig; abso­lut uner­träg­lich für den Nicht-Ein­ge­weih­ten und auch für den erklär­ten Fan nicht ganz leicht durch­zu­ste­hen. Was ein Trip! Ich will auch was von dem Zeug das Lynch wäh­rend der Dreh­ar­bei­ten intus hat­te. (Oder lie­ber nicht…)

P.S.: Wil­liam H. Macys Cameo rockt! ;-) Ach­ja, und falls Ihr Euch traut, der Film läuft ab 26. April in deut­schen Kinos.

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Musik Rundfunk

Rock Me Amadeus

Ich mag die Öster­rei­cher. Und in den letz­ten 12 Stun­den fand ich wie­der zwei Sachen, an denen ich das fest­ma­chen konn­te:

1. Die ORF-2-Über­tra­gung vom Wie­ner Opern­ball. Wäh­rend mann im deut­schen Fern­se­hen (auch oder gera­de im öffent­lich-recht­li­chen) bei sol­chen Ereig­nis­sen hek­ti­sche, ober­fläch­li­che Inter­views mit den immer glei­chen Pro­mi­nen­ten sehen wür­de, unter­hielt sich Ara­bel­la Kies­bau­er min­des­tens drei Minu­ten mit Stel­la Deet­jen, die sich für ein Lepra-Pro­jekt in Indi­en enga­giert und den Opern­ball zum Kon­tak­te­knüp­fen und Spen­den­sam­meln nut­zen woll­te. Man mag das als Ali­bi-The­ma abtun, aber dann stel­le man sich mal vor, bei irgend­ei­nem deut­schen „Event“ (bei dem deut­schen „Event“, was auch immer das sein soll­te) käme eine nicht-pro­mi­nen­te Wohl­tä­te­rin zu Wort und rede­te drei Minu­ten über eine immer noch weit ver­brei­te­te, aber rela­tiv gut heil­ba­re Krank­heit. Klingt eher unwahr­schein­lich, oder? Dass der kur­ze Talk mit Paris Hil­ton dann auch noch gar nicht mal so ober­fläch­lich war und Mode­ra­tor Alfons Hai­der mit dem hüb­schen Neben­satz „sie ver­sucht sich als Schau­spie­le­rin, Sän­ge­rin und Model“ auch noch eine (unfrei­wil­li­ge?) Spit­ze rein­brach­te, run­de­te mei­ne Freu­de über die­ses TV-Ereig­nis ab.

2. Die­se Wor­te, die die Öster­rei­cher, und wirk­lich nur die Öster­rei­cher haben, die­se Berufs­be­zeich­nun­gen, die­se etwas anti­quiert wir­ken­de Höf­lich­keit, das alles fin­de ich ganz toll. Und ein neu­es Lieb­lings­wort habe ich jetzt auch: Pöna­le.

In die­sem Zusam­men­hang soll­te man viel­leicht dar­auf hin­wei­sen, dass der zweit dritt viert­be­rühm­tes­te Öster­rei­cher der Welt nächs­te Woche 50 Jah­re alt gewor­den wäre. Stand in der neu­en Vani­ty Fair.

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Wir können alle lesen…

…rich­tig, „und du bist nie ein Mist­stück gewe­sen“. Die­se Zei­len von Kett­car fie­len mir ein, als ich letz­tes Jahr im Okto­ber mit dem Bus durch eine bra­si­lia­ni­sche Klein­stadt fuhr und eine gera­de ein­ge­stie­gen­de Mit­fah­re­rin ihr T‑Shirt „prä­sen­tier­te“.

„Miss Pla­net Club“ stand da drauf. Zuge­ge­ben – nicht gera­de ein Brül­ler, aber den­noch brach­te mich die­ser Auf­druck zum Nach­den­ken. Was war das für ein selt­sa­mer Club? War es ein Ver­ein für Damen mit dem Titel „Miss Pla­net“ oder eine Ver­ei­ni­gung namens „Pla­net Club“ des­sen Miss die­se Dame momen­tan war? Wie auch immer; ich merk­te mir die­sen selt­sa­men Spruch und beschloss ein biss­chen mehr auf die Auf­drü­cke bra­si­lia­ni­scher T‑Shirts zu ach­ten.

Das nächs­te Shirt-Ver­bre­chen sah ich kurz dar­auf, die­ses Mal an einer Bus­hal­te­stel­le: „Sweet Girl 86 who loves her dog – infi­ni­te dream“ stand da drauf, mit Herz­chen und einem klei­nen Hünd­chen ver­ziert. Ich konn­te das Lachen nur schwer unter­drü­cken…

Man muss zur Ver­tei­di­gung der T‑Shirt-Trä­ger sagen, dass die eng­li­sche Spra­che in Bra­si­li­en nicht sehr ver­brei­tet ist, son­dern höchs­tens von eini­gen Stu­den­ten gespro­chen wird. Aber man ach­te mal bit­te auf T‑Shirt-Auf­drü­cke in Deutsch­land: Auch die sind nicht viel bes­ser. Manch­mal den­ke ich mir, ob die Her­stel­ler sol­cher Desi­gnerMas­sen­wa­re extra däm­li­chen Scheiss auf ihre Pro­duk­te schrei­ben. Ich erin­ne­re mich bei­spiels­wei­se an zahl­lo­se im Col­lege-Stil gehal­te­ne T‑Shirts (ob sie nun von C&A, H&M, Aldi oder sonst­wo stam­men), auf denen mit Jah­res­zah­len (beliebt alles mit ’60 und ’70) nur so um sich geschmis­sen wird und dann noch ein „Club Ame­ri­can Foot­ball“ oder „Ulti­ma­te World Cham­pi­on“ oder „$1000 Uni­ver­si­ty“ steht… Also ste­hen wir den Bra­si­lia­nern da in nichts nach – und dabei denkt man doch, dass hier mehr Men­schen der eng­li­schen Spra­che hab­haft sind.

Den Knal­ler sah ich den­noch in Bra­si­li­en und – Über­ra­schung – wie­der in einem Bus. Dort war ein jun­ger Mann, der ein gro­ßes T‑Shirt trug (es muss groß gewe­sen sein, denn es stand ne Men­ge drauf). Fol­gen­des stand auf sei­ner Brust: „86 Sun­ny Day – Incre­di­ble Jour­ney“, da drun­ter dann „73 Pan­ora­ma 76“. Auf dem Rücken stand dann abschlie­ßend „See­king a new chall­enge, Mali­bu – LA“. Groß! Ich muss­te den Herrn fasst bit­ten noch ein­mal auf­zu­ste­hen, da ich so schnell nicht alles abschrei­ben konn­te. Glück­li­cher­wei­se hat­te sich ein Freund, der mit mir reis­te, eini­ges gemerkt.

Was Bes­se­res ist mir danach nicht mehr unter­ge­kom­men – ehr­lich gesagt habe ich danach auch nicht mehr gesucht. Wie sieht es bei euch aus? Was sind die bes­ten T‑Shirt-Ent­de­ckun­gen oder wel­che Lei­chen habt ihr selbst im Kel­ler, äh im Schrank hän­gen?

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Musik

Gothic nicht mehr Underground?

Mit Fas­zi­na­ti­on stel­le ich nun seit län­ge­rer Zeit fest, dass die Musik­be­we­gung, die sich immer noch für eli­tär und under­ground­ver­bun­den hält, immer mehr Ein­zug in die 0815-Musik­sze­ne fin­det – aber nicht nur das, auch umge­kehrt gibt es Schnitt­stel­len !
Nina-Frie­de­ri­ke Gnä­dig, bes­ser bekannt als das Biest aus „Ver­liebt in Ber­lin“ posiert für das Video „Schwar­ze Wit­we“ der Gothic-Rock Band Eis­bre­cher. Regi­na Hal­mich ist sehr gut mit Mozart von Umbra et Ima­go befreun­det und geniesst durch­aus Aben­de in Gothic­schup­pen. Es ist einer­seits gut zu sehen, dass die Tole­ranz der „Nor­ma­los“ für so einen Lebens­stil wie den des Goths steigt, aller­dings sehe ich die umge­kehr­te Wen­dung mit einem wei­nen­den Auge – denn es gibt genug Künst­ler, die mit den Gruf­ties gross gewor­den sind und nun ihren Stil um 180 Grad dre­hen, damit sie von gros­sen Musik­sen­der akzep­tiert wer­den. Um nur eini­ge zu nen­nen: Apo­ptyg­ma Berz­erk – die haben frü­her kei­ne ein­zi­ge Gitar­re gese­hen, Oomph waren anders unter­wegs als sie noch „Ich bin der neue Gott“ san­gen, And One klin­gen nach Schla­ger und jedem „Chart-Hörer“ wür­de das Blut in den Adern gefrie­ren, wenn sie z.B. „Pan­zer­mensch“ statt „So klingt Lie­be“ im Radio hören wür­den. Auch ist es inter­es­sant zu sehen, dass Ramm­stein seich­ter in ihren Vide­os wer­den, statt­des­sen aber jun­ge Tee­ny Bands geschminkt rum­lau­fen wie Chris Pohl in sei­nen dun­kels­ten Jah­ren.

Ich glau­be, ich wird das nie ver­ste­hen.… ich bin ein­fach zu alt für so was *lach*

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Musik

Unendliche Weiten: Imogen Heap verändert meine Welt

Es ist inzwi­schen schon min­des­tens drei Wochen her, da erreich­te mich die Plat­te einer Musi­ke­rin, die mich bis­her haupt­säch­lich mit ihrem Pro­jekt Frou Frou beglückt hat­te. Ers­te Begeg­nung mit der Stimm­ge­walt der Frau Heap: Der Film Gar­den Sta­te, in dem der Song „Let Go“ die End­sze­ne unter­mal­te.
In den USA hat sie schon seit lan­gem einen guten Sta­tus inner­halb der Musik­sze­ne, und das hier gera­de erst auf den Markt geschmis­se­ne Album „Speak For Yours­elf“ ist dort bereits seit 2005 eine gern benutz­te Quel­le für die Musik­ver­ant­wort­li­chen der gro­ßen TV-Seri­en. Aber nun genug des Gefa­sels, es geht ja schließ­lich um Musik.

Ers­ter Ein­druck: Och ja. Ganz nett, aber vom Hocker rei­ßen? Nee. Zwei­ter Ein­druck: Huch, sind das teil­wei­se detail­ver­lieb­te Songs. Danach nur noch Begeis­te­rung. Aber eine Begeis­te­rung, die man mit Wor­ten nicht umschrei­ben kann. Zeit­wei­li­ge Schub­la­de: Elek­tro­pop. Aber das trifft es manch­mal dann doch eben nicht.
Episch, aber doch mini­ma­lis­tisch, detail­ver­liebt, aber doch schlicht, und dazu ein gehö­ri­ger Schuss Atmo­sphä­re. Eine gefähr­li­che Mischung, der ich mich mit gro­ßer Begeis­te­rung ein kom­plet­tes Wochen­en­de hin­ge­be. Tan­ze, seuf­ze, über das gehör­te nach­den­ke. Eine lan­ge nicht da gewe­se­ne Inten­si­tät, die sich durch das Album zieht. Kom­plett instru­men­ten­los in ande­re Sphä­ren zieht wie bei „Hide And Seek“. Dahin­wa­bert wie in „Clear The Area“. Und dann wie­der­um auch kraft­voll zuhaut in „Day­light Rob­be­ry“. Für viel­sei­ti­ge Alben die rich­ti­gen Wor­te fin­den ist schwie­rig. Bei Imo­gen Heap fällt es mir noch viel schwe­rer als nor­ma­ler­wei­se. Der Zufall lei­te mich auf ein Zitat aus „Good­night And Go“.

Skip­ping beats, blus­hing cheeks I am strugg­ling
Day­d­re­a­ming, bed sce­nes in the cor­ner cafe
And then i’m left in bits reco­ve­ring tec­to­nic tremblings
You get me every time

Dem ist nichts mehr hin­zu­zu­fü­gen. Nur noch eins:
Say good­night and go.

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Musik

Das Jahr des Schweins oder wie klingt Musik, die Hunger verbreitet?!

Ich hat­te vor kur­zem das Ver­gnü­gen einer äußerst inter­es­san­ten kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tung bei­zu­woh­nen, aber bevor ich Euch ver­ra­te, was es war, muss ich mei­nen Gesichts­aus­druck beschrei­ben, der unwei­ger­lich auf­trat, als ich die Ein­tritts­kar­te dafür in den Hän­den hielt. Bin­nen Sekun­den wech­sel­te er von Unver­ständ­nis, Angst, Schock bis hin zu: Na, schau­en wir mal… Immer­hin dach­te ich schon an die ers­ten Flucht­mög­lich­kei­ten, die sorg­fäl­tig aus­ge­ar­bei­tet wer­den muss­ten.

Nun aber der Titel des Gan­zen: Das Gro­ße Chi­ne­si­sche Neu­jahrs­kon­zert zum Jahr des Schweins. Für mich als beken­nen­de Syn­thie­pop­pe­rin bis hin zu EBM-Beats-Lieb­ha­be­rin ein wah­rer Kul­tur­schock!

Kar­te in der Hand, ging es zur Esse­ner Phil­har­mo­nie und die Erwar­tun­gen waren wahr­lich nicht die bes­ten – immer­hin dürf­te es pein­lich wer­den mit­ten in der Ver­an­stal­tung aus der hin­te­ren Rei­he ein Schnar­chen zu ver­neh­men – dach­te ich.

Aber kaum erklan­gen die ers­ten Klän­ge, war an Schla­fen schon nicht mehr zu den­ken!

Nach einem Tag, den ich mit 3 Bröt­chen über die Run­den gebracht hat, war es kaum ver­wun­der­lich, dass ich nach den ers­ten 3 Tak­ten an Ente süß/​sauer, Früh­lings­rol­len, gebra­te­ne Nudeln und Bami Goreng dach­te. Das ging sogar so weit, dass mich mei­ne Freun­din wäh­rend der Ver­an­stal­tung in die Rip­pen boxen muss­te, weil mein Magen manch­mal lau­ter wur­de als die Solis­tin vor­ne.
Aber es wur­de einem auch viel gebo­ten, nicht nur für´s Ohr, son­dern auch für die Augen:
Man mag ja von den Asia­ten hal­ten, was man will – aber ich den­ke, es gab kein ein­zi­ges männ­li­ches Wesen im Saal, der nicht inner­lich nach die­sen zier­li­chen Püpp­chen vor­ne gelechzt hät­te… bloss gibt es natür­lich offen nie­mand zu, der sei­ne Ange­trau­te neben sich sit­zen hat. Him­mel, ich soll­te auch täg­lich Reis­sup­pe mit Stäb­chen essen und dazu noch Kampf­sport betrei­ben, damit ich so aus­se­he. Denn abge­se­hen von den urko­mi­schen Gebil­den auf der Büh­ne, die man wohl als tra­di­tio­nel­le Instru­men­te bezeich­nen kann, gab es auch eine Solis­tin, die die Schlag­in­stru­men­te so bear­bei­te­te als wäre sie eben einem Kampf­sport­trai­ning ent­sprun­gen. Die Geschwin­dig­keit war atem­be­rau­bend und die Art und Wei­se so fas­zi­nie­rend, dass selbst STOMP ein­pa­cken kann.
Auch wenn die Musik teils an Chi­na­re­stau­rants erin­ner­te, so war es den­noch ein bezau­bern­der Abend wie aus 1000 und einem Jackie Chan Film. 100%ig sehens­wert !

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Musik

musikalische Gefühlsduseligkeiten am Valentinstag

Pas­send zum ver­gan­ge­nen Valen­tins­tag woll­te ich doch mei­ne Gedan­ken zum mit Abstand kon­sum­reichs­ten Tag im Jahr los­wer­den… Der­je­ni­ge, der sich die­sen Tag aus­ge­dacht hat, gehört erschos­sen! (Er hat­te defi­ni­tiv zu viel Geld und viel zu viel Kitsch im Sinn!)

Muss man denn aus­ge­rech­net am 14.02. „Ich lie­be dich“ sagen? Nein, bestimmt nicht… vor allem, wenn man es sonst nie sagt… oder bes­ser noch, wenn man es täg­lich wie die Zeit­an­sa­ge wie­der­holt, ohne zu wis­sen, was man da eigent­lich faselt… Gewohn­heit ist Gewohn­heit – für vie­le… Dann noch der Hau­fen Schrott, mit dem man bedroht wird: Gum­mi­bär­chen in Penis­form. Kama­su­tra Kar­ten­spie­le, Wür­fel­spie­le, die einem zei­gen sol­len, wel­che Stel­lung wohl am nächs­ten Bei­schlaf ange­bracht wäre, Plüsch-Ohren­schüt­zer in Herz­chen­form… schief sin­gen­de Blu­men­lie­fe­ran­ten, die das selbst zusam­men­ge­zim­mer­te Gedicht vor­tra­gen, am bes­ten am Arbeits­platz… an so einem Tag, soll­te man sei­ne Lie­be genies­sen und nicht an Herz­still­stand vor Pein­lich­keit ster­ben. Ich fin­de, man soll­te dann ein­fach die gemein­sa­me Zeit genies­sen, ohne das gan­ze Brum­bo­ri­um drum rum… bloss da scheitert´s oft an der zwi­schen­mensch­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on. Da kann man froh sein, dass es 1000de Songs gibt, die genau das aus­drü­cken, was einem so im Kopf rum­schwirrt – man hat schliess­lich Künst­ler, die für einen spre­chen und man kann die bes­ten Aus­sa­gen auf­neh­men und es dem/​der Liebs­ten schen­ken. Mesh sind 3 Jungs aus Bris­tol, die eben nicht nur alles rosa/​rot sehen, son­dern einen kri­ti­schen Blick für Zwi­schen­mensch­li­ches besit­zen und ein Song, der mich durch den Valen­tins­tag beglei­tet hat, war „It sca­res me“. So schön, hat noch nie jemand die Ängs­te und Gefüh­le in eini­gen Zei­len zusam­men­ge­fasst, wie sie: – But you know
That I’m caught bet­ween the magic that you gave to me
And the fear that you might lea­ve.
Becau­se it sca­res me.
That you could break my heart again so easi­ly
Don’t let us fall apart – Kri­tisch wird´s, wenn das Gegen­über, das Objekt der Begier­de völ­lig auf´m Schlauch steht und nicht schnallt, wor­um es eigent­lich geht. Aber auch dar­auf ken­nen Mesh eine Ant­wort. Femi­nin-Mas­ku­li­ne-Kon­ver­sa­ti­on sieht meis­tens so aus:
She say’s „One more? Just what you are scared of?“
He says „What for? – (What are you scared of? – Mesh)

In die­sem Sin­ne, nur spre­chen­den Men­schen kann gehol­fen wer­den !!!!

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Politik

It’s Just Porn, Mum

Gera­de noch dach­te ich, dass heu­te aber auch über­haupt nichts Inter­es­san­tes pas­siert, da brüllt es mich auf der Start­sei­te von sueddeutsche.de an: „FDP-Nach­wuchs for­dert Por­nos für 16-Jäh­ri­ge“.

Die nie­der­säch­si­schen Jun­gen Libe­ra­len hat­ten die Nach­rich­ten­flau­te offen­bar auch bemerkt und rie­fen (wie das bei Stil­le schon mal so üblich ist) sofort „Ficken!“ – oder zumin­dest „dabei zuse­hen dür­fen“:

„Der Gesetz­ge­ber legi­ti­miert den Geschlechts­akt zwi­schen 16-Jäh­ri­gen, unter­sagt ihnen aber bis zur Voll­endung des 18. Lebens­jah­res dabei zuzu­se­hen“, sag­te der Lan­des­vor­sit­zen­de der Jun­gen Libe­ra­len (Julis) Nie­der­sach­sens, Chris­to­pher Vor­werk.

Bei den „Julis“ selbst fin­det sich lei­der noch nichts …

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Literatur

This land is your land, this land is my land

Die Fra­ge, was eigent­lich typisch deutsch sei, ist sicher­lich bedeu­tend älter als die Bun­des­re­pu­blik und nicht sel­ten wird als Ant­wort gege­ben, eben so eine Fra­ge sei typisch deutsch. Wer von einem län­ge­ren Aus­lands­auf­ent­halt zurück­kehrt, wird bei sei­nen Lands­leu­ten eine umfang­rei­che Samm­lung andern­orts nicht vor­ge­fun­de­ner Marot­ten ent­de­cken (ich per­sön­lich wür­de „Rau­chen wie ein Schlot“ und „stän­di­ges Meckern“ nen­nen, sowie das schlech­te Wet­ter, was aber nicht an den Leu­ten selbst liegt). Wer gar als Aus­län­der nach Deutsch­land kommt, wird einen sehr eige­nen Blick auf das Land und sei­ne Men­schen haben und wenn die­ser Blick gut geschärft ist und der Bli­cker ein Buch dar­über schreibt, dann ist klar, dass ich das lesen muss.

Eric T. Han­sen wuchs auf Hawaii auf, kam als Mor­mo­nen­mis­sio­nar nach Deutsch­land und schwor als ers­tes sei­nem Mis­sio­na­ren­tum ab. Statt­des­sen beschäf­tig­te er sich aus­gie­big mit der deut­schen Geschich­te, Lite­ra­tur und Gesell­schaft. Sein Buch „Pla­net Ger­ma­ny“ lässt sich am Bes­ten als Rei­se­füh­rer für Ein­hei­mi­sche beschrei­ben: Han­sen greift dar­in typisch deut­sche Selbst­ein­schät­zun­gen auf und zer­rupft sie genüss­lich. Die Deut­schen sind Worko­ho­lics? Nir­gend­wo sonst wird mehr Geld für Urlaub aus­ge­ge­ben. Die Deut­schen lie­ben die Hoch­kul­tur? Es gibt nichts erfolg­rei­che­res als Volks­mu­sik­sen­dun­gen. Ganz neben­bei erklärt Han­sen den auf­merk­sa­men Lesern so eini­ges über die Geschich­te Deutsch­lands, sei­ne bedeu­tends­ten Erfin­der und zieht dabei immer wie­der Par­al­le­len zu sei­ner eigent­li­chen Hei­mat, den USA. Schnell wird deut­lich: was den Deut­schen fehlt, ist vor allem Selbst­be­wusst­sein. Der Deut­sche nör­gelt am liebs­ten und redet alles schlecht – am liebs­ten sein eige­nes Hei­mat­land.

Dabei lernt man (gera­de als Deut­scher) so eini­ges: wenn Han­sen in weni­gen Sät­zen klar macht, dass wei­te Tei­le der deut­schen Wirt­schaft heu­te noch Rege­lun­gen unter­wor­fen sind, die aus dem Mit­tel­al­ter stam­men, möch­te man sofort der FDP bei­tre­ten. Trotz­dem ist das Buch gut, es ist unter­halt­sam und lehr­reich. Und: es wirft Fra­gen auf, die man sich selbst wohl noch nie gestellt hat. Ob das Buch einer dif­fe­ren­zier­ten Betrach­tung stand hiel­te, ist eigent­lich zweit­ran­gig, aber nicht mal aus­zu­schlie­ßen: Han­sen hat sehr gründ­lich recher­chiert und arbei­tet sich von dort mit einer Mischung aus gesun­dem Men­schen­ver­stand und Schalk im Nacken wei­ter. Allein das Kapi­tel, in dem er nam­haf­te Poli­ti­ker erklä­ren lässt, was noch mal das Beson­de­re an Goe­the und Schil­ler war, soll­te in jedem Deutsch-LK bespro­chen wer­den: Von sech­sen geht genau einer (Lothar Bis­ky von der Links­par­tei), wenigs­tens halb­wegs ange­mes­sen auf das lite­ra­ri­sche Schaf­fen der bei­den ein. Dafür schafft es jede Par­tei, die­se „Dich­ter und Den­ker“ mit dem eige­nen Pro­gramm auf Linie zu brin­gen.

Die gan­ze Zeit bleibt klar: Eric T. Han­sen mag die Deut­schen und ihr Land und er kann beim bes­ten Wil­len nicht ver­ste­hen, war­um sie es nicht selbst auch mögen. Den schma­len Grat zwi­schen „Schluss­strich“ und „Täter­volk“ lässt er nicht aus, aber er beschrei­tet ihn so leicht­fü­ßig, wie es wohl nur ein Aus­län­der kann. Das, was Han­sen anspricht, wäre dann mög­li­cher­wei­se „posi­ti­ver Patrio­tis­mus“, nicht das Wedeln mit Fähn­chen bei Sport­groß­ver­an­stal­tun­gen. Ein paar Argu­men­ta­tio­nen und Ideen erin­nern dann auch ein wenig an Micha­el Moo­re – nur dass der die freie Markt­wirt­schaft ver­mut­lich nicht ganz so laut lob­prei­sen wür­de.

Ich wür­de mir wün­schen, dass jeder die­ses Buch liest – danach kön­nen wir wei­ter­dis­ku­tie­ren.

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Der diskrete Charme der Bourgeoisie

Noch auf dem Paris-Trip (mit­samt ent­spre­chen­der Tas­ta­tur – die­se paar Sät­ze zu tip­pen wird wie­der Stun­den dau­ern), geht mir doch schon wie­der das kul­tu­rel­le Leben in Deutsch­land durch den Kopf. Zum Bei­spiel die Ver­öf­fent­li­chung der ers­ten deut­schen Aus­ga­be von „Vani­ty Fair“, mit der ich mich die ers­te Hälf­te mei­ner Her­fahrt über im Zug beschäf­tig­te. Einen Euro kos­tet das dicke Heft nur. Bis man beim Inhalts­ver­zeich­nis ange­langt ist, weiß man jedoch schon, dass die­ser Preis völ­lig gerecht­fer­tigt ist. Bis zum ers­ten Wort der Redak­ti­on kämpft man sich durch vier­zehn Sei­ten Wer­bung, bis zum Inhalt sind es noch ein­mal vier. Jede Woche soll das Teil erschei­nen – wer hat eigent­lich jede Woche Zeit, so einen Schin­ken zu lesen? Und vor allem: Wann soll man dann noch bei all den Desi­gner-Shops auf der Champs Ely­sée vor­bei­schau­en um die bewor­be­nen Luxus­gü­ter auch zu erwer­ben? Oder gehen die Bour­geoi­sie etwa zum zeit­spa­ren­den Online-Shop­ping über?

Im Edi­to­ri­al zeigt sich „Vani­ty Fair“ dann auch direkt stolz dar­auf, sich im Jahr 2002 trotz aller Kri­tik „patrio­tisch“ zur Regie­rung Bush bekannt zu haben. Wie recht sie doch hat­ten und wie unrecht der Rest der Welt! Die Regie­rung Bush leis­tet ja nach wie vor her­vor­ra­gen­de Arbeit und ich fin­de, wir soll­ten uns alle ein­mal wie­der patrio­tisch zu ihr beken­nen. Ein­fach incre­di­ble, die­ses Gespür für Trends! Und die­ser scho­nungs­lo­se Ent­hül­lungs­jour­na­lis­mus erst! Auf Sei­te 42 bleibt kurz mein Herz ste­hen, als ich erfah­ren muss, dass 70% aller Jugend­li­chen gefälsch­te Soft­ware besit­zen. Gefälsch­te Soft­ware! Heißt das etwa, dass das Win­dows XP auf mei­nem PC aller Wahr­schein­lich­keit nach nicht echt ist? Haben eif­ri­ge Chi­ne­sen ohne jeden Respekt für Urhe­ber­recht etwa ein Fake-Win­dows nach­pro­gram­miert und in Umlauf gebracht? In der Tat ein Skan­dal, vor dem das Fami­li­en­mi­nis­te­ri­um war­nen soll­te – es geht schließ­lich um unse­re Jugend.

Ansons­ten blieb mir nur noch ein prä­ten­tiö­ses Robert-De-Niro-Inter­view in Erin­ne­rung, offen­sicht­lich aus der US-Aus­ga­be über­nom­men. An den dor­ti­gen Stil, Arti­kel zu ver­fas­sen, wird man sich wohl gewöh­nen müs­sen, so als Abon­nent oder so. Ich über­le­ge noch, einer zu wer­den, immer­hin gefie­len mir wäh­rend der Zug­fahrt die Sudo­kus in drei Schwie­rig­keits­gra­den sowie das ange­nehm kniff­li­ge Rät­sel doch ziem­lich gut.

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Unterwegs

A la folie… pas du tout

Ja genau, Paris fehl­te noch in mei­ner Samm­lung besich­tig­ter Metro­po­len. Alors, hier sit­ze ich nun und ver­su­che, auf einem fran­zö­si­schen Tas­ta­tur­lay­out mei­nen ers­ten Bei­trag für die­ses Blog mit der wun­der­vol­len Adres­se zu ver­fas­sen. Das wird in etwa vier­mal län­ger dau­ern als nor­ma­ler­wei­se, weil die Fran­zo­sen einen Knall haben. Wer das nicht glaubt, der schaue sich bit­te ein­mal das fran­zö­si­sche Tas­ta­tur­lay­out an. Ich füh­le mich wie­der als Fünf­jäh­ri­ger, an der Schreib­ma­schi­ne mei­nes Vaters sit­zend und einen Buch­sta­ben nach dem ande­ren suchend.

Paris ist die Stadt der Lie­be, der Bohè­me, der klei­nen Cafés und der gros­sen Kir­chen (excu­sez-moi, schar­fes S ist hier nicht am Start und den ASCII-Code weiss (par­don!) ich gera­de nicht aus­wen­dig). Den­noch ver­mis­se ich hier Romantik,Wild-Schillerndes und guten Kaf­fee (und nein, bei Star­bucks wer­de ich es nicht ver­su­chen!). Paris ist nett, zwei­fels­oh­ne, das kul­tu­rel­le Ange­bot (so vie­le Kinos!) ist unglaub­lich, die Sei­ne ein hüb­sches Bäch­lein (par­don enco­re, ich kom­me vom Rhein und bin ande­re Was­ser­mas­sen gewohnt) und das U‑Bahn-Cha­os einer Metro­po­le ange­mes­sen. Aber das kann ich auch in Ber­lin haben, und da gibt es wenigs­tens nor­ma­le Tas­ta­tu­ren!

Auf dem Eif­fel­turm war es zuge­ge­be­ner­mas­sen (ich lei­de mit Euch) recht nett, und im Juni geben Daft Punk eines ihrer sel­te­nen Kon­zer­te – da lohnt es sich dann mal wie­der, nach Paris zu fah­ren. Bis dahin bleib ich in Mann­heim (sic!).